Sonntag, den 16. November 2014 12:01 Alter: 5 Jahr(e)

Amtlich: In diesem Jahr wird Marktplatz nicht mehr überdacht!

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: KR

… dass es deswegen eine Unterschriftensammlung gäbe, ist aber nur ein Gerücht. Das Motto „Gerüchteküche in Rabu – jeder gibt seinen Senft dazu!“ stand schon lange auf der Wunschliste der Narren, denn eine Kleinstadt, in der jeder jeden kennt – oder sollte man sagen: zu kennen glaubt – ist das ideale Mikroklima für das Gedeihen der wunderbarsten Gerüchte. Da wird aus einer Anfangs dünnen Suppe zum Schluss ein ziemlich scharfer Brotaufstrich, denn jeder Radeburger, der etwas auf sich hält, leistet seinen uneigennützigen Beitrag. Eine B-Zeitung ist vergleichsweise nur ein billiger Ersatz.

Prinzessin Kartin I. mit Prinz Ralph II. an ihrer Seite
Prinzessin Kartin I. mit Prinz Ralph II. an ihrer Seite

Marlene I. und Lennox I. - die Kindertollitäten
Marlene I. und Lennox I. - die Kindertollitäten

So beschreibt denn auch die diesjährige Faschingshymne süffisant, wie sich einer auf dem Meißner Berg bei der Gartenarbeit in den Finger schneidet, dass dem dann auf dem Markt schon zwei Finger fehlen und an „der Tanke“ die ganze Hand. Aus einem unglücklichen Sturz im Dunkeln am Rande einer Party in Berbisdorf wurde der Getränkeunfall eines Exprinzen mit einem „abben Ohr“ als Kollateralschaden. Das wurde natürlich reichlich ausgeschlachtet und verwurstet von der närrischen Gemeinde. Wer den Schaden hat, der spottet auch beim Volkskarneval jeder Beschreibung. Allerdings ist nun ein Phänomen, dass ausgerechnet angesichts des heurigen Mottos kaum jemand bereit war, vorab einen Tipp abzugeben. „An Gerüchten beteiligen? Nö!“ Nächstes Jahr ist das dann womöglich wieder unverfänglicher und es wird wieder gewettet, was das Zeug hält. Diesmal war die Nuss, wer denn nun das neue Prinzenpaar wird, auch besonders schwer zu knacken. Zum einen wusste das Prinzenpaar im September selber noch nicht, dass es das wird. Zum anderen weiß Präsident Olaf Häßlich ganz genau, wie die mitratenden Narren ticken. In der vergangenen Saison hatte er noch selbst das Gerücht gestreut, er nehme immer abwechselnd ein Prinzenpaar aus dem Vereinsumfeld und eines aus dem Kreis der Umzugsgruppen. Letztere waren ja schon in der vergangenen Saison dran. Oder hatte er behauptet, er wechsle immer zwischen einem blutjungen Prinzenpaar und einem etwas gesetzteren? Oder war es nicht immer ein Wechsel zwischen Stadt und Ortsteil? Oder hatte er weder das eine noch das andere je behauptet und das sind auch alles Gerüchte? Egal. Das einzige was man an dem neuen Prinzenpaar festmachen kann ist, dass sie langjährige Narren sind, sich beim Karneval kennengelernt haben und seit Jahren der Umzugsgruppe Katja Süß angehören: Ihre Lieblichkeit Prinzessin Katrin I. und Seine Tollität Prinz Ralph II... Äh. Moment. In der Chronik findet sich kein Ralph I. Was ist da los? Das Gerücht machte schon auf dem Saal die Runde, dass es gar keinen Ralph I. gegeben habe. Ein Blick in die Chronik verrät, dass es in der 25. Saison zwar einen gewissen Ralf Leonhard – mit F – gab. Die Schreibweise, so hat man sich mal aufgrund der zahlreichen Christinas und Kristinas geeinigt, ist bei der Zählung nicht das Problem. Vielmehr firmierte, da ihn unter diesem Namen kaum jemand kannte, besagter Ralf Leonhard unter seinem Spitznamen Leo I. Doch gekrönt ist gekrönt und sei es wie es sei: der heurige Ralph bleibt Prinz Ralph II. Auch wer das neue Prinzenpaar noch nicht so gut kennt, wird sich die Nachnamen dazu gut merken können, denn er lädt zum Wortspiel ein. Das Prinzenpaar wohnt nämlich auf dem Berbisdorfer Anbau, also nur ein klein Stück von Radeburg entfernt und deshalb(!?) heißen die beiden mit Nachnamen auch Kleinstück.

Auf dem Markt ging es wieder los

Gekrönt wurden sie bei der 1. Prunksitzung der 58. Saison am Abend des 11.11. auf dem „Hirsch“, den es gerüchteweise auch schon nicht mehr geben sollte. Den Saisonauftakt gab es jedoch schon um 11:11 Uhr auf dem Marktplatz. Mit einigen Sekunden Verspätung – der Elferrat brauchte zu lange, um die dichte Menschentraube an der Showbühne zu durchdringen – läuteten die Böllerschüsse der Radeburger Schützengesellschaft die Saison ein. Es erfolgte die obligatorische Schlüsselübergabe von Bürgermeisterin Michaela Ritter an Präsident Olaf Häßlich. Die Bürgermeisterin tat dies mit einem Hinweis auf einen Schreibtisch voller Aufgaben, die zu lösen ja nun der RCC übernehme. Mit dem Fassanstich hat es diesmal auf einen Hieb geklappt. Die Bürgermeisterin hat dem Vernehmen nach im Ratskeller stundenlang geübt. Es könnte aber auch der Rathauskeller gewesen sein. Und auch mit dem Kinderprinzenpaar Marlene I. und Lennox I. klappte alles. Den Text hatten sie gut drauf und so konnte ab 11 Uhr und Zerquetschte geküsst und geduzt werden, was das Zeug hielt. Also: das behaupten jetzt nicht wir. Auch das Kindergefolge von den Zwergen-Elferräten über die Micro-Napo bis zu der Minni-Garde legte sich mächtig ins närrische Zeug, gefolgt von der kleinen und der schon großen Schülergarde. Und neben Freibier FSK18 soll es diesmal wieder Pfannkuchen FSK0 gegeben haben. Beim abendlichen Prunksitzen soll die Gerüchteküche unter Regie von Mikro und Welle Kullinärrisches auf den Speiseplan gestanden haben. Zwei Radeburger Urfamilien sollen sich beim Duell Bäcker gegen Fleischer gegenüber gestanden, aber sich nichts geschenkt haben. Ferner wird behauptet, dass der Stadtrat die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und das Katastrophenschiff „Costa Concordia“ zum Schrottpreis erworben habe, um Radeburg touristisch zu vermarkten. Zur Einbringung des Schiffes in das kommunale Vermögen werde bereits der Stausee ausgebaggert. Stauseenixen, Hutschenelfen und sogar California Girls sollen begeistert gewesen sein. Nach dem abschließenden Duschen soll Ha.Bi (Abk. f. Handtuch-Binder) einige Probleme mit der Logistik beim Handtuchtausch gehabt haben. Aber wie gesagt: alles unbestätigte Falschgerüchte. Apropos... Dollo soll ja endlich verheiratet geworden sein! Ja. Und Heidelinde, die Foto-Eule hat es nicht nur beobachtet, sondern selber fotografiert und soll wie im wahren Leben ein Gruppenfoto mit allen gemacht haben, die mit der Braut geschlafen haben und ein Portrait von allen, die mit dem Bräutigam intim waren. Wer es nicht glauben kann, der besorge sich Karten für die kommenden Saalveranstaltungen! „Ich hab sie alle geliebt!“ Da liegt natürlich Widerspruch nahe: Es lässt sich vermuten, in RaBu wird nicht nur gekocht, sondern jede Menge fettes Brot gebacken, nach einheimischen Rezepten und ohne künstliche Zusatzstoffe – und zwar jedes mal für immer. Die Narrenpolizei durfte diesmal wieder zwei Zugaben geben und bei „Jedes mal für immer“ ganz sicher nur deshalb, weil man als Zuschauer Zeit brauchte, die RaBu-mäßig umgeschriebenen Texte mit dem bekannten Gerüchtekanon abzugleichen. Bis zum anschließenden Morgen konnte jedenfalls die Frage, was wer gesagt hat oder ob wer was gesagt hat, nur mit einem klaren „Weiß ich nicht!“ beantwortet werden. Tja. Typisch. Nun ist der Saisonsauftakt schon wieder vorbeigerauscht wie Rosetta am Kometen, aber wie sich der Lander an den Kometen krallt, halten wir uns an die restliche Saison, die schon am 17. Januar mit Rockfasching weiter geht und – da die Saison kurz ist – im Wochenrhythmus weiter geht bis zu den tollen Tagen, die am Donnerstag, dem 12. Februar, in Radeburgs Gaststätten mit dem wilden Weiberfasching beginnen und über Megaparty und Remmidemmi auf dem Marktplatz direkt zum Umzugssonntag führen.

Unterschriftensammlung für Marktüberdachung

Für die Umzugsgruppen sollte die Geri/üchteküche reichlich Rezepte bereit halten. Schon die „kulinärrische“ Variante bietet die vielfältigsten Möglichkeiten, aus dem Haar in der Suppe eine ganze Perücke zum machen, die Jury mal richtig weich zu kochen, den Braten zu riechen, dem man nicht traut, weil man vielleicht in Teufels Küche gerät. Man kann aus jeder Mücke einen Elefanten machen. Als Umzugsbild wäre aber umgekehrt einfacher. Die narrenjustiziable Variante wäre, mal hart ins Gerücht zu gehen mit Dingen, die man nicht für in Ordnung hält – Windkraft nein Danke, Atomkraft nein Danke, Kohlekraft nein Danke, Wasserkraft nein Danke und an Solarzellen verdienen nur die Chinesen. Und überhaupt! Der ganze Klimawandel ist von Menschen gemacht – die zu viel Zwiebeln essen. Wir protestieren für eine Landwirtschaft ohne Gene! Ach ja, und Radeburg soll seine Autobahnabfahrt verlieren und dafür einen Toilettenparkplatz kriegen. Und schon gehört? Auf dem Meißner Berg parken zu viele Autos. Deshalb sind jetzt verstärkt Autodiebe beauftragt worden, das Problem zu lösen. Von wem? Pst!

Gute Nachrichten sind langweilig. Also trägt man sie in Gerüchtform vor und schon werden die Lauscher aufgestellt. In diesem Jahr wird der Marktplatz nicht mehr überdacht. Na klar. In diesem Jahr war ja schon, aber vom 13. bis zum 15. Februar 2015 steht natürlich wieder das Megazelt.


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(Achtung, die Links werden derzeit aktualisiert, bitte später noch mal besuchen!)


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