Verbände und Initiativgruppen schlagen Alarm: wird der Radeburger Raum eine Mondlandschaft?

Rechts der Röder zieht sich ein durchgängiges Waldgebiet vom Schönfelder Dammühlenteich über die Rödernsche und Radeburger Heide bis zur Laußnitzer Heide. Ein Waldgebiet, das den Einheimischen als idyllisches, ruhiges Naherholungsgebiet gilt, das von Binnenfischerei und Forst bewirtschaftet wird, wo Rot- und Schwarzwild steht und die unter Naturschutz stehenden Schwarzstörche brüten. Ein großes, zusammenhängendes, unter Landschaftsschutz stehendes Gebiet, das Trinkwasserschutzzone und Sauerstoffreservoir ist, mit mehreren Naturschutzgebieten und vom Naturschutz beantragten Gebieten. Ein Gebiet, mit reicher Tier- und Pflanzenwelt und Rückzugsraum vieler seltener und vom Aussterben berohter Arten, besonders in den Moorwäldern. Eine Oase der Pilz- und Beerensucher.

In Raumordnungsverfahren wird die großflächige Ausweitung der Abbaugebiete des Kieswerkes Ottendorf-Okrilla in Angriff genommen. Gegenstand derzeit laufender Verfahren sind die Felder "Kiessand Laußnitz 2" und "Kiessand Laußnitz Feld 2". RAZ berichtete in Ausgabe 99/12 (PDF-Datei hier.) Die Pläne der Ottendorfer Kieswerker gehen aber offensichtlich noch weiter, denn als Bergbaufelder sind auch "Kiessand Würschnitz" (Feld Nr. 3036) und "Kiessand Radeburg" (Feld Nr. 3162) ausgewiesen. Diese Flächen sind auf dem Wege des deutsch-deutschen Einigungsvertrages in Bergwerkseigentum gelangt. Ähnlich wie beim Buckenberg und beim Knochenberg braucht es hier ein Raumordnungsverfahren offensichtlich nicht zu geben. Die Stadt Radeburg wird mit dem Betriebsplan eines Tages vor vollendete Tatsachen gestellt. Das Planfeststellungsverfahren läuft derzeit auf Hochtouren. Erst kürzlich gab es einen sogenannten Scopingtermin vor Ort mit den involvierten Behörden. Der Sächsische Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft, Steffen Flath (CDU), nannte auf Anfrage des Bärnsdorfers Horst Rasch (MdL, CDU) für den Bereich Kiessand Radeburg eine "planfestzustellende Fläche von 125 ha" und für den Bereich Kiessand Würschnitz ein "196,03 ha großes Bergwerksfeld".

Sollten alle in Bergbaubesitz befindlichen Felder zum Abbau gelangen, werden sich sämtliche oben genannten Faktoren zum Nachteil von Mensch und Natur auswirken. "Diese Aspekte werden innerhalb des noch durchzuführenden bergrechtlichen Genehmigungsverfahrens einschließlich einer Umweltverträglichkeitsprüfung standortbezogen untersucht," erklärt der Minister.

Ein Schwergewicht bei der Betrachtung der Gefährdungen stellt das Wasser dar. Was ist Leben, im wahrsten Sinne des Wortes. Ist der Wasserhaushalt bedroht, so ist auch der ganze natürliche Komplex bedroht. Steffen Flath räumt ein: "Die Laußnitzer Heid stellt im Komplex ein grundwasserhöffiges Gebiet mit erheblicher Grundwasserneubildung dar, was in der geologischen Struktur des Gebiets mit verbreitet vorkommenden, mächtigen pleistozänen Kiesen und Sanden begründet ist. Eine Unterteilung der Grundwasserneubildung und -höffigkeit auf einzelne Abbaufelder erscheint in Anbetracht der einheitlichen Hydrogeologischen Struktur nur schwer möglich." Obwohl neue hydrologische Gutachten noch endgültige Klarheit bringen sollen, räumt der Minister ein, es dürfte sich "...vermutlich insgesamt sowohl im Betrieb des Tagebaus als auch nach Beendigung des Abbaus durch die offenen Wasserflächen eine geringfügige Absenkung gegenüber dem jetzigen Zustand einstellen." Laut bisherigen Gutachten liegt der Grundwasserverlust bei 3,4% (PDF-Datei hier). Was geringe Verluste in unserem wasserhaushaltlich so sensiblen Bereich bedeuten, kriegen wir jeden Sommer nach heißen Tagen in der BILD zu lesen: "Tote Fische im Badesee". Dies könnte allerdings dann der "Normalzustand" werden.

Aus diesem Grund macht jetzt die Bürgerinitiative Würschnitz sachlich, aber bestimmt, auf die Situation aufmerksam (hier). Schlimm für alle, die sich in den letzten Jahren in Radeburg, Würschnitz, Kleinnaundorf und Großdittmannsdorf angesiedelt haben, um der Natur ein Stückchen näher zu sein. Sie werden eines Tages dort, wo Sie jetzt noch radeln, joggen oder Pilze suchen, auf Maschendrahtzäune stoßen und im wahrsten Sinne des Wortes in die Grube schauen, wenn es nicht gelingt, den Entscheidungsträgern klarzumachen, daß der Schaden für Mensch und Natur größer ist als der Nutzen eines für Dresden logistisch günstigen Kiesabbaugebietes.

K.Kroemke.


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